osteopathisch-leben.de

Muss man sich beim Osteopathen ausziehen?

beim Osteopathen ausziehen

Im heutigen Beitrag möchte ich einer häufigen Frage nachgehen: Muss man sich beim Osteopathen ausziehen? Die Vorstellung, nahezu splitternackt oder zumindest in Unterwäsche vor einer fremden Person zu stehen, hindert so manch einen daran, sich einen Termin beim Osteopathen zu holen. Wenn das für dich tatsächlich der Grund ist – dann möchte ich gern was dafür tun, damit auch du unbeschwert zu einer Behandlung gehen kannst. Stellen wir die Frage vielleicht auch mal anders: Muss man sich wirklich beim Osteopathen ausziehen? Und wenn ja – wie weit? Muss man zum Beispiel den BH beim Osteopathen ausziehen?

Muss man sich beim Osteopathen ausziehen?

Jetzt räumen wir erst mal mit einem kleinen feinen Wörtchen auf: „Muss“ – Man muss gar nichts. (außer sich vielleicht an die Verkehrsregeln oder den Arbeitsvertrag halten). In Bezug auf eine osteopathische Behandlung muss man jedoch gar nichts. Wirklich nicht. Alles ist besprech- und verhandelbar.

Auch wenn einige Internetquellen behaupten, dass man sich beim Osteopathen unbedingt ausziehen muss, so kann ich dir versichern, das ist nicht der Fall.

Wer sich nicht ausziehen möchte – muss das auf gar keinen Fall tun. Fertig.

Wenn es dir also unangenehm ist, dich zu entkleiden – dann sag das doch bitte einfach. Jeder Osteopath versteht das und geht da wirklich drauf ein. Falls nicht, das heißt, falls du zu irgendetwas gezwungen wirst, dann nimm´ bitte die Beine in die Hand und verlasse die Praxis. (denn dann haben wir es wahrscheinlich mit einer der wirklich sehr selten vorkommenden Unfachlichkeiten zu tun – mit Personen, die die Behandlungssituation, aus welch´perfidem Grund auch immer, ausnutzen. Pfui.)

Aber gern möchte ich doch noch ein wenig ins Detail gehen.

Warum muss man sich beim Osteopathen ausziehen?

Tja, also warum muss man sich bei einem Arzt oder auch einem Heilpraktiker und eben beim Osteopathen ausziehen. Der Patient wünscht eine Untersuchung und eine dementsprechende Behandlung.

Zur fachgerechten Untersuchung gehören verschiedene Elemente. Meistens startet die osteopathische Behandlung mit einer Besprechung. Dann folgt der sogenannte Sichtbefund. Dazu steht im Idealfall oder laut Lehrbuch der Patient bis auf die Unterwäsche entkleidet und barfuß, sodaß der Therapeut von allen Seiten seinen Sichtbefund aufnehmen kann. Ganz klassisch ist es insofern ideal, wenn der Patient bis auf die Unterwäsche entkleidet ist. Bei Frauen heißt das also Slip und BH, Bikini oder kurze Sportsachen und bei den Herren Unterhose, Badehose oder kurze Sporthose. Privatsphäre, Intimsphäre und persönlicher Komfort müssen gewahrt bleiben.

Wonach gucken wir Osteopathen dabei – oder wonach ganz bestimmt nicht?

Beim Sichtbefund schauen wir uns zum Beispiel die grundlegende Haltung des gesamten Körpers sowie die Stellung der Gelenke an. Eine weite Pluderhose würde hier zum Beispiel die Beinachsen verbergen. Aber auch das Hautbild – welches wir ebenfalls begutachten. Wie schaut die Haut aus? Rosig? Eher weniger gut durchblutet? Darüberhinaus begutachten wir gern den Zustand der Muskulatur, schauen, ob es irgendwo Schwellungen im Gewebe oder irgendeine andere Auffälligkeit gibt.

All das sind für uns ganzheitlich orientierte Osteopathen wichtige Hinweise, wie es um die Funktionen deines Körpers steht.

Beim Sichtbefund habe ich übrigens auch schon die eine oder andere nicht unerhebliche Sache gefunden. Da war dann doch eine Narbe am Bauch, die im Gespräch vergessen wurde oder auch mal irgendwo eine Zecke, der Fuß subtil aber eben in Abweichung zum anderen geschwollen – so eine Thrombose, falls es mal eine ist – sollte idealerweise die Chance haben, erkannt zu werden.

Muss man sich beim Osteopathen ausziehen? Deshalb?

Ja, eigentlich schon. Das macht es uns Therapeuten einfach wesentlich leichter. Denn wenn die Klamotten den Körper verbergen, können wir Osteopathen nicht garantieren, eventuelle Risikofaktoren oder eben auch einfach nur Behandlungsansätze zu finden und für die Behandlung ist es einfach schlüssiger, wenn ich auf der Haut behandle und nicht auf der Nylon-Strumpfhose.

Nur mal nebenbei – für viele Menschen ist es überhaupt kein Thema, sich zu entkleiden – die sind dann eher verwundert, warum ich frage.

Doch es gibt Ausnahmen.

Warum darf man dann aber doch die Klamotten manchmal anlassen?

Dazu versetzen wir uns einfach mal in die Lage derer, die eben mehr erlebt haben, als ich sage mal – eine Zecke im Fuß. Ganz konkret spreche ich von Menschen die sexuelle Übergriffe und Missbräuche, dramatisches Bodyshaming oder irgendetwas aus dieser Kategorie erlebt haben. Allein angeschaut zu werden, ist für solche Leute manchmal der reinste Horror – das ganze dann noch halbnackt? Undenkbar – verständlicherweise. Und deshalb behandelt man auch manchmal mit Klamotten.

Muskeltonuns und Spannung von Geweben oder auch die Bewegung des Atems lassen sich durch weiches Gewebe gut ertasten und auch behandeln. Manchmal muss ma ein wenig improvisieren. Gar kein Problem also und für eine gute Behandlung hat das Wohlbefinden immer Vorrang.

 

Hast du Fragen zu diesem Thema? Oder eine Story dazu zu erzählen? Schreib gern in die Kommentare!

 

 

Autorin: Sandra Hintringer

 

 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert