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Vom Sinn des Wanderns

...alles eine Frage der Balance!
…alles eine Frage der Balance!

Gerade komme ich mal wieder aus einem wirklich erfüllenden und faszinierenden Wanderurlaub in den Zillertaler Alpen. Was schreibe ich da? Wanderurlaub? Fast komme ich mir ein wenig spießig vor. Doch wer schon mal ernsthaft gewandert ist, weiß, dass es alles andere als eine konservative Variante von Urlaub ist.

Du wirst hier erfahren, was für gesundheitliche und psychologische Aspekte diese Sportart beinhaltet und vielleicht stecke ich Dich ja ein wenig mit meiner Wanderlust an…

Es ist schwer für mich, Prioritäten zu setzen, doch ich glaube am meisten gefällt mir am Wandern, dass ich den ganzen Tag draußen bin und die unglaubliche Natur bestaunen kann. Dabei ist es mir tatsächlich egal, ob ich im Nebel laufe oder bei praller Sonne. Jede Wetterlage hat ihre Vorteile und während bei strahlendem Sonnenschein wahrscheinlich der Fokus auf einer schönen Aussicht liegt, konzentriere ich mich bei Nebel und Regen eher auf die konditionellen Aspekte. Ein wichtiger Aspekt der dahinter steht ist diese innere Einstellung von „ich will ….“ Diese Wortgruppe könnte ich beliebig fortsetzen. Zum Beispiel „Ich will auf den Berg“ oder „ Ich will mich bewegen“. Das Wetter spielt hierbei wirklich eine untergeordnete Rolle.

Dieses „ich will“ wird ganz dicht verfolgt von „ich kann“.

Denn ich muss gestehen, dass ich so ab und an vor dem Antritt bestimmter Strecken und Wege auch mal ein mulmiges Gefühl habe. Ein leichtes „ich kann nicht“ drängelt sich doch auch mal dazwischen.

Bin ich dann aber unterwegs ist dieser leise Zweifel meistens schnell verflogen. Ein super Beispiel aus diesem Frühjahr ist die Besteigung des Hinteren Raubschlosses in der Sächsischen Schweiz. Hier galt es eine 6 Meter hohe Leiter zu bezwingen. Dramatische Erzählungen eilen dieser Leiter voraus und so habe ich auf dem ganzen Weg dorthin nur an diese Leiter denken können. Ich war mir fast sicher, dass ich nicht hochgehen werde.

Doch neugierig war ich schon. (….ist das nun mehr ich will oder ich kann?!)

So viel „ich kann“ war noch in mir vorhanden. Ich kann zumindest mal bis zum Fuß der Leiter gehen. Als ich dann davor stand und gesehen habe, wieviele Leute „können“ war mir sofort klar, das geht und schwupps war ich inklusive einer Fotosession einarmig auf der Leiter, oben.

Was soll ich sagen. Dieses Gefühl hinterher sich dem mulmigen Gefühl gestellt zu haben war großartig und fast habe ich ein wenig über mich und meine Bedenken gelacht. Alles Kopfsache sozusagen.

Regelmäßiges Wandern stärkt die Herz-Kreislauf-Funktion. Besonders beim alpinen Wandern merke ich richtig, wie der Organismus den Sauerstoff fordert. Die Atemzüge werden tiefer und tiefer. Die Lungen und das Zwerchfell arbeiten endlich mal wieder in voller Kapazität.

Je nach Wegbeschaffenheit wird der Gleichgewichtssinn gefordert und gefördert. In vergangenen Urlaub haben wir zum Beispiel mehrere Schotterfelder überquert. Und obwohl der Weg darüber markiert war, wackelte doch hier und da mal einer der riesengroßen Steine und ich war sehr damit beschäftigt einen festen und stabilen Auftritt zu bekommen. Immer wieder musste ich meine Füsse in verschiedenste Positionen drehen. Ich merkte richtig, wie die Sprung- und Zehengelenke immer beweglicher wurden. Genauso spannend waren die unzähligen nicht ganz ungefährlichen Schneefelder. Ein unbedachter Schritt und die Talfahrt wäre gebucht gewesen. Also schön in Ruhe Schritt um Schritt wohlbedacht gesetzt. ZT-36Da war also auch eine Menge an Konzentration gefordert. Oder war es schon fast Meditation? Denn ich glaube, ich konnte an so gar nix anderes mehr dabei denken. Großartig. Die Datenautobahn im Kopf mal verlangsamt.

Wie wichtig ist für Dich das Erreichen eines Zieles?

Für mich ist es ein unbeschreibliches Gefühl, Strecke oder Höhe aus eigener Kraft zu bestreiten. Den Gipfel zu erreichen oder auch den Abstieg von einem schwierigen Berg geschafft zu haben ist das pure Glück. Ankommen ist toll und auch mal richtig erschöpft sein, so verrückt es klingt, fühlt sich gut an.

Die Relation von Raum und Zeit, welche in unserem doch oft hektischen Alltag oft verloren geht, justiert sich wieder und eine unglaubliche Entspannung tritt ein.

Wieder denke ich an einen Aufstieg aus diesem Urlaub. Vom Schlegeisstausee im Zillertal ging es in gut drei Stunden zur Olperer Hütte einfach immer nur bergauf, teilweise felsige Stufen und nicht wenige davon waren kniehoch. Ein intensiveres Oberschenkel- und Beintraining kenne ich nicht und ich wurde langsamer und langsamer. Eine kleine Wortschleife tauchte in meinem Kopf auf.

„Es geht eben so schnell, wie es gerade geht“.

Selbst wenn ich absolut gewollt hätte, ich konnte nicht schneller laufen.

Entschleunigung pur.

Fasse ich es alles noch einmal kurz zusammen. Wandern fördert die Koordination und Kondition, trainiert das Gleichgewicht, stärkt die Herz-Kreislauf-Tätigkeit, fördert die Beweglichkeit der Gelenke und stärkt vor allem die Bein- aber auch die restliche Muskulatur. Sorgt für Entspannung und Entschleunigung.

Und nun bin ich natürlich gespannt, wo DU am liebsten wanderst und was es mit DIR macht. Welchen Weg kannst Du mir empfehlen?

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