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NARM® – Das neuroaffektive Beziehungsmodell nach Larry Heller. Ein Resümee.

alte Muster durchbrechen – Neues wachsen lassen

Zurück von der NARM® – Fortbildung in Köln, nutze ich doch gleich mal die Gelegenheit, Euch hier zumindest ein wenig teilhaben zu lassen. Nicht nur inhaltlich-technisch habe ich eine Menge in der vergangenen Woche  mitgenommen, denn wie könnte es anders sein – das Thema „Entwicklungstraumen heilen“ hat mir und ich vermute auch den vielen circa 70 anderen Teilnehmern eine Menge Unterstützung in eigenen Belangen gegeben.

Einmal mehr bin ich einem sehr alten Muster auf die Spur gekommen. Dafür bin ich unglaublich dankbar. Ein Muster, welches gut versteckt in den tiefen meines Seins ab und an in Form eines klebrigen Gefühls auftauchte. Klebrig – weil ich mich Jahre ohnmächtig fühlte gegenüber diesem Gefühl, weil es mich und mein Handeln auf eine Art bestimmt hat, die ich teilweise nicht mehr beeinflussen konnte. Weit weg von angenehm und schön. Ein Gefühl, von dem ich keinerlei Ahnung hatte – warum ausgerechnet ich davon betroffen bin.

Und genau dieses ahnungslose Gefühl ist bezeichnend für Entwicklungstraumen, denn sie entstehen oft in einer Zeit, die wir bewusst nicht erinnern können. Doch nicht nur die Ahnungslosigkeit hat mir lange zu schaffen gemacht, sondern auch die Dynamik die sich durch so ein Gefühl im Leben entwickelt. Die verselbständigt sich nämlich manchmal … und das eine oder andere mal habe ich nicht schlecht gestaunt, WIE ich handele und WIE ich mich verhalte, obwohl ich rational betrachtet komplett anders gehandelt hätte.

Klingt irgendwie ein wenig verrückt, oder?

Bin ich deswegen ein schlechter Mensch? Eine schlechte Menschin? Eine schlechte Therapeutin? Beileibe nicht – jeder von uns hat Dellen, mehr oder weniger viele. Und das ist das ganz normale Leben.

Jeder von uns hat Anteile, die physiologisch funktionieren und die Anteile, die sich als Strategie oder Identifikationen deuten lassen.

Jeder von uns leidet mehr oder weniger unter diesen Strategien. Ich interpretiere mal – das dies was mit Bewusstsein zu tun hat. Solange ich mich in Mustern und Strategien befinde – merke ich einfach nicht, was hier für ein Film läuft …. er läuft einfach. Die Fähigkeit sich in einer Ganzheitlichkeit zu erleben, trägt sicherlich dazu bei, sich selbst auf die Schliche zu kommen. Wer starr an dem Glauben festhält, Rückenschmerzen haben ausschließlich was mit schlechter Haltung und Bürostühlen zu tun – könnte durchaus mal frustriert sein, wenn das körperliche Training keine Linderung bringt.

Die Arbeit an den eigenen Traumen oder vielmehr den Folgen davon lohnt sich, wenn die Dellen anfangen, unseren Alltag zu beeinträchtigen. In einer Weise, daß unser gesundes SEiN sich in irgendeiner Art und Weise nicht mehr ganz ausdrücken kann, wir in unseren Kräften erschöpfen oder das wir bestimmt sind von Glaubenssätzen und noch verrückter, Erklärungen finden, warum genau diese Glaubenssätze komplett richtig sind – obgleich wir uns damit oft selbst im Weg stehen.

Traumarbeit nach dem Modell NARM® von Larry Heller lohnt sich also, wenn Du Dich in irgendeiner Art und Weise von irgendwas abgeschnitten fühlst. Vom Wohlgefühl im Allgemeinen, von bestimmten einzelnen Gefühlen, vom eigenen Körper, Körperteilen, von der Gesellschaft, von Gruppen, Personen, Fähigkeiten, vom kreativen Potential, von Lust und Sexualität … immer dann wenn ein Gefühl von Abgeschnittensein oder Abgetrenntsein existiert, lohnt es sich zu schauen, warum das so ist.

Und dazu eignet sich die Arbeit nach dem NARM® – Modell aber auch nach dem Modell des SE (Somatic Experiencing®) sehr gut.

Was bezeichnet man nun eigentlich als Entwicklungstrauma?

Eins vorweg – Trauma ist beileibe nicht gleich und ausschließlich Mißbrauch oder Folter.

Trauma oder besser, die Traumafolgestörung ist ein veränderbarer Zustand im Nervensystem.

Jedwedes überwältigende und grenzüberschreitende Ereignis von 0-18 Jahre, welches ein Gefühl von Ohnmacht hinterlässt, kann man als Entwicklungstrauma bezeichnen. Allein ein Krankenhausaufenthalt, wo Mütter oder Väter nicht ausreichend ihren Kleinen beistehen können, reichen – ein Gefühl von Verlust und Verlustangst zu hinterlassen. Beispiele gäbe es noch tausende, doch es macht keinen Sinn – einfach nur alles aufzuzählen und aufzubrechen, drüber zu schreiben, womöglich Euch damit zu triggern und alles hochzuholen, was noch nicht ausreichend verarbeitet und als Punkt auf dem Lebenslauf integriert ist.

Jeder von Euch weiß selbst – ob es was abzuarbeiten, was zu integrieren gibt. Oder eben nicht.

Hier beginnt die Selbstermächtigung – die so unfassbar wichtig ist in der modernen Traumaarbeit. In der es eben nicht um die Schlittenfahrt in den Sumpf geht, sondern – in der wir in der reflektieren Verbindung ins Hier und Jetzt – versuchen zu erkunden, welches Gefühl konkret fehlt.

NARM® – bedeutet neuroaffektives Beziehungsmodell. In welcher Bezieung bin ich zu meinen Gefühlen? Kann ich Liebe, Wut und Hass spüren? Beherrschen sie mich? Fühle ich mich angenommen? Oder eher abgetrennt von etwas? Larry Heller hat dieses wirklich raffinierte und schlüssige System entwickelt.

Achtung bissi Werbung, darüber finanziert sich dieser Blog (*): In seinem Buch „Entwicklungstrauma heilen“ gibt er einen ziemlich guten Überbblick über die Thematik.

Woher kommen diese Gefühle wie Wut, Scham, Stolz, Ärger oder Traurigkeit? Und welche Strategien haben wir als Individuen entwickelt, um uns abzuschneiden und abzugrenzen von all den Dingen, die einfach nicht zum Aushalten waren. Die Ursprüngsereignisse sind lange vorbei, doch die Strategien haben sich starr auf unsere Festplatten geschrieben. Schier unüberwindlich halten sich Muster wie perfektionistisches Verhalten, alles Schaffen können, immer was machen müssen, Unterwürfigkeit, Einzelgängertum, Gefallen-Wollen und und und….

Und während es in der Traumaarbeit nach P. Levine und seinem Somatic Experiencing® oft um die Vervollständigung einer physischen Reaktion geht – arbeiten wir in NARM® an der emotionalen Vervollständigung.

Jedes Symptom kann seinen Ursprung in der Entwicklung begründen. Und ich schreibe bewusst „kann“ … denn genausogut kann jedes Symptom auch seinen Ursprung im Alltagsverhalten haben, in einer Verletzung oder irgendeiner anderen Ursache haben.

Wenn Du also jetzt das Gefühl hast, irgendein Symptom oder irgendein Verhalten oder Gefühlt hält sich unüberwindbar, dann versuch´ es doch mal mit einer Sitzung nach dem NARM®-Modell.

Vielen Dank, dass Du aufmerksam dabei warst – alle Fragen oder Impulse zu diesem Text darfst Du gern in die Kommentare schreiben.

2 Kommentare

  • Liebe Frau Hintringer!

    Mit großem Interesse habe ich Ihren Artikel gelesen.

    Ich hatte im Internet nach „Entwicklungstrauma“ + „klebrig“ gesucht bzw. klebriger Kopf – da ich genau dieses Symptom heute bzw. gestern bei mir festgestellt habe.

    Nun würde mich interessieren, was es mit diesem klebrigen Gefühl bei Ihnen auf sich hat (sie sind nicht näher darauf eingegangen). Mich interessiert das deshalb, weil ich für mein klebriges Gefühl gerne eine Erklärung hätte bzw. ein gutes Gefühl, ob ich mit diesem klebrigen Gefühl auch richtig umgehe.

    Bei mir hatte sich gestern und vorgestern eine tiefe Traurigkeit gezeigt, der ich auch Raum gegeben habe. Ich könnte mir vorstellen, dass dieses klebrige Gefühl damit zusammenhängen könnte.

    Deshalb würde mich interessieren, ob es eine allgemeine Erklärung dafür gibt – weil es einfach ein Anzeichen ist, dass sich ein altes Muster auflöst oder zeigt – oder ob es für jeden Menschen eine ganz individuelle Bedeutung hat.

    Ich würde mich sehr freuen, wenn Sie mir antworten würden :-)

    Ganz herzlichen Dank im Voraus und herzliche Grüße,
    Julia Bender

    Antworten
    • Liebe Julia Bender. Im Netz möchte ich persönlich Abstand nehmen, Symptome von anderen zu interpretieren. Das wäre unprofessionell. Eine allgemeingültige Erklärung für klebrig gibt es in diesem Zusammenhang nicht. Das war eher meine Wortschöpfung in diesem Beitrag. Für mich bedeutete klebrig – so wie ich es im Beitrag schrieb, sich ein Symptom bzw. eine Verhaltensschleife derartig manifestiert hat, dass ich lange und kaum Zugriff darauf hatte. Alles Gute für Dich / Sie! SH

      Antworten

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